Germanismen

Wie auch die anderen bündnerromanischen Idiome enthält Vallader viele Germanismen auf der Ebene des Wortschatzes, der Phraseologie und auf der Ebene der Grammatik. Dabei beziehen sich die Beispiele im lexikalischen Bereich durchaus auch auf Begriffe des täglichen Gebrauchs oder der alpinen Umwelt, und beschränken sich nicht etwa auf Neologismen, von denen eine Übernahme in den eigenen Wortschatz nahe liegt.
Beispiele auf lexikalischer Ebene sind: god (aus ahd. wald), nüzzaivel (dt. nützlich), stambuoch (dt. Steinbock) oder rispli (dt. Bleistift, aus Schweizerdeutsch risbli, “Reissblei”).
Als Beispiele auf phraseologischer Ebene fallen die zahlreichen Verbindungen von Verb und Adverb auf, zum Beispiel far aint (dt. einmachen), crescher sü (dt. aufwachsen) oder ir giò (dt. untergehen). Auch Lehnübersetzungen aus dem (Schweizer-)Deutschen der Art avair gugent (dt. gernhaben) sind für eine romanische Sprache ungewöhnlich.

Der italienische Sprachwissenschaftler Graziadio Ascoli prägte für dieses gemeinbündnerromanische Phänomen in den 1880er Jahren das Schlagwort materia romana e spirito tedesco (dt. romanische Grundmasse und deutscher Geist).
Es gibt auch kombinierte lexikalisch-phraseologische Germanismen, zum Beispiel far ün strich tras il quint, deutsch einen Strich durch die Rechnung machen”.

Im Bereich der Grammatik sind zu nennen: die Inversion nach Adverbien am Satzanfang, die Verwendung des Konjunktivs in der indirekten Rede oder die Sperrung von Hilfsverb und Partizip durch weitere Satzteile im Perfekt und in anderen Verbformen.

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Die drei Mal wöchentlich erscheinende Zeitung Engadiner Post / Posta Ladina erscheint zwar im Oberengadin, doch etwa 80 % der rätoromanischen Artikel sind in Vallader.