Geographie
Das Hochtal von Flims; im Vordergrund Fidaz, dahinter auf einer waldigen Kuppe Flims-Waldhaus; Blick von Belmont
Auf dem Schuttkegel des Flimser Bergsturzes, im Süden der Gemeinde, liegt der Grosswald Flims mit seinen vier Seen. Der grösste, der Caumasee (Lag la Cauma), mit seiner auffallenden Färbung hat einen jahreszeitlich schwankenden Pegel, während der oberste See, der Lag Prau Pulté, im Winter vollkommen trocken fällt. Im Sommer hingegen überläuft er und speist so den Lag Prau Tuleritg, welcher fast auf der Höhe des Caumasees in einer eigenen Geländekammer liegt. Bis auf den Bach vom Pulte zum Tuleritg gibt es nur unterirdische Zu- und Abflüsse. Auffällig ist dies beim Lag Prau Pulté, weil das aus dem Untergrund aufstossende trübe Wasser immer wieder Luftblasen an die Oberfläche mitreisst. Der weiter östlich liegende Crestasee ist als Badesee bekannt, hat aber einen konstanten Pegel.
Südlich des Grosswalds liegen die Steilwände der Rheinschlucht Ruinaulta. Sie fallen rund 350 Meter zum Vorderrhein hin ab. Im Norden steht die imposante Wand des Flimsersteins, welche durch die Bahn auf den Cassons auch erschlossen wird. Gleich daneben, am Piz Segnas und an den Tschingelhörnern, ist das UNESCO Weltnaturerbe Glarner Hauptüberschiebung markant sichtbar.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Flims 765, als Bischof Tello von Chur zahlreiche Gebiete der unteren Surselva, darunter seinen Erbteil der Ortschaft Flemme (Flims) dem Kloster Disentis vermachte. Neben dem Bistum Chur besass vermutlich 840 das Kloster Pfäfers in Flims und Fidaz Grundbesitz. Weitere mittelalterliche Grundherren von und in Flims waren das Kloster St. Luzi in Chur, die Freiherren von Belmont und ihre Nachfolger, die Freiherren von Sax-Misox. Nach 1300 siedelten romanisierte Walser aus Vals in Fidaz und Scheia.
Ab 1399 gehörte Flims als Gerichtsgemeinde zum Grauen Bund. 1412 kaufte es sich von Pfäfers und 1538 von den Sax-Misoxer Herrschaftsrechten los, die inzwischen an Chur übergegangenen waren. 1526–1528 führte der Flimser Amman und Landrichter des Grauen Bundes Hans von Capol (1470–1560) zusammen mit seinem Bruder Wolf von Capol (1473–1563) in den Jahren die Reformation durch. 1538 gelang es Flims, alle Rechte des Churer Bischofs aufzukaufen und sich in Freiheit rasch weiter zu entwickeln. Während der Bündner Wirren im Dreissigjährigen Krieg kam Flims eine gewisse Bedeutung zu, als der später zum katholischen Glauben konvertierte Jörg Jenatsch 1621 vor dem Hause seines politischen Gegners und Protestanten Joseph von Capol erschien und ihn niederschiessen liess. Im Mai 1799 kam es zu Kämpfen der Truppen Napoleons gegen die Bündner Oberländer in der Nähe von Reichenau. Die Schlacht mit über 600 Toten hinterliess in Flims keine Spuren. Die Franzosen marschierten auf ihrem Rachefeldzug zwar durch Flims, verschonten aber das Dorf. Dies geschah aus Respekt vor dem späteren Offizier der Ehrenlegion, Hauptmann Ragettli, der an der Niederlage der Oberländer massgeblich beteiligt war. Österreichische, französische und russische Truppen wechselten sich als plündernde Besatzer ab.
Flims um 1900
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Flims kontinuierlich zum Kurort und zahlreiche Hotels nahmen ihren Betrieb auf. 1904 wurde der Kur- und Verkehrsverein gegründet, und 1910 begann der Wintertourismus, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen starken Aufschwung nahm. Am Tag des Waffenstillstandes 1945 war Baubeginn für die Sesselbahn nach Foppa, der ersten kuppelbaren Sesselbahn der Welt. Sie ersetzte den Traktorschlitten, mit welchem die Skigäste vor dem Krieg nach Foppa gefahren wurden. Zwei Jahre später wurde die zweite Sektion nach Naraus in Betrieb genommen.
Zur Erschliessung von Flims wurde die Gemeinde beim Bahnbau übergangen; aus den verschiedenen Varianten des Projektes der Bahnlinie nach Ilanz wurde 1898 die Variante durch die Rheinschlucht beschlossen, somit waren weder Flims noch Versam auf der gegenüberliegenden Talseite erschlossen. Während Versam einen Bahnhof erhielt und heute mit dem Postauto erschlossen ist, wurden auf der Flimser Seite zwei Varianten diskutiert, worauf die Gemeinde zwei Konzessionsgesuche einreichte: Eine Standseilbahn von Versam Station nach Conn scheiterte vor allem an der Steilheit des Geländes, da Konzessionen auf 660 Promille beschränkt wurden, während hier 690 Promille sinnvoll gewesen wären. Für die Schmalspurbahn von Reichenau her wurde am 5. Juni 1908 vom Ständerat eine Konzession vergeben, welche vom Nationalrat am 12. Juni bestätigt wurde. Die Verzögerung durch die Unentschlossenheit der Gemeinden führten zu finanziellen Problemen für das Projekt und trotz Verlängerungen der Konzession zum Abbruch des Projektes aufgrund des Ersten Weltkriegs.
Am 26. Oktober 1956 wurde die Gondelbahn auf den Cassonsgrat (2’700 m ü. M.) eingeweiht. Im Januar 1969 nahm die damals mit 3.7 km Strecke weltweit längste Drahtseilbahn nach Startgels den Betrieb auf.
Am 6. Juni 2006 wurde Flims ein Opfer eines Grossbrandes: Im Oberdorf brannten am Abend sieben Wohnhäuser und sieben Ställe komplett nieder; über zwanzig Menschen verloren ihr Heim.
Vom 18. September bis 6. Oktober 2006 fand in Flims die Herbstsession der eidgenössischen Räte statt. Wegen Bauarbeiten im Bundeshaus in Bern tagten die Räte auswärts. Als Referenz an die vierte Landessprache fand die Session (romanisch: Sessiun) im rätoromanischen Kantonsteil von Graubünden statt.
Seit dem 28. Oktober 2007 wird Flims von einem Umfahrungstunnel vom Durchgangsverkehr entlastet