Geographie Bergün

Das Gemeindegebiet umfasst den gesamten Oberlauf der Albula nebst Seitentälern. Die Albula entspringt mehreren Quellen unterhalb des Albulapasses und der westlich benachbarten Fuorcla Crap Alv. Oberhalb einer markanten Talstufe bildet sie den Lai da Palpuogna, unterhalb schliesst sich der Talkessel von Preda an, in den von links das Val Mulix und von rechts das Val Zavretta münden. Der unterhalb Preda tief in die Felsen eingeschnittene Fluss zwang die Erbauer der Bahn zu der berühmt gewordenen Linienentwicklung mit mehreren Viadukten und Kehrtunnels. Unterhalb dieser Schlucht, an deren Ausgang sich das Seitental Val Tisch mit dem Haupttal vereinigt, liegt das Strassendorf Bergün auf einer Höhe von 1367 m in einer weiten Mulde. Hier mündet von rechts das insgesamt etwa 10 km lange, aus den drei Quelltälern Val Plazbi, Val da Ravais-ch und Val Salect entstehende Val Tuors ein. Knapp unterhalb des Dorfes liegt die Schlüsselstelle der Albulastrasse, die sich im Bergünerstein (Crap da Bravuogn) eng an den fast senkrecht abfallenden Fels schmiegt. Am mit 1111 Meter tiefsten Punkt der Gemeinde mündet von rechts die Ava da Stugl in einer Schlucht in die Albula. Sie entwässert das etwa 8 km lange Val da Stugl, ein Gebiet mit ausgedehnten Alpweiden. Durch Bergün fliesst von Süden her der Tuorsbach.

Das Gemeindegebiet ist von Dreitausendern umgeben. Die westliche Gemeindegrenze zieht vom vorgelagerten Chavagl Grond über den Piz Spadlatscha (2871 m) zum dominierenden Piz Ela (3339 m) und weiter nach Süden – nunmehr als Wasserscheide gegen das Oberhalbstein – über die Gipfel von Piz Val Lunga (3078 m), Piz Salteras (3111 m), Piz Bleis Marscha (3128 m) zum Piz Laviner (3137 m). Die anschliessende Südgrenze gegen das Engadin verläuft über Piz Bial (3061 m), La Piramida (2964 m) und die beiden Dschimels (2777 m und 2782 m) zum Piz da las Blais (2930 m); diese Bergkette wird lediglich durch den Passübergang Fuorcla Crap Alv unterbrochen.

Auf dem breiten, flachen Albulapass wird die Grenze durch den Punkt Cruschetta etwa 1 km westlich der Passhöhe markiert, dann nach Nordosten über Igl Compass (3016 m), Piz Üertsch (3267 m) und Piz Blaisun (3200 m) zum Piz Kesch, der mit 3418 m den höchsten Punkt der Gemeinde bildet. Nördlich schliesst sich eine abwechslungsreiche hochalpine Landschaft an. Der Bergstock mit den Spitzen Piz Forun (3052 m) und Piz Murtelet (3019 m) ist ringsum von Hochtälern umgeben; die Pässe Fuorcla da Funtauna und Fuorcla Ravais-ch führen ins Engadin und nach Davos.

Den nordöstlichen Eckpfeiler des Bergüner Gebietes bildet der im Piz Ducan (3063 m) kulminierende Ducangrat. Vom Ducan Dador (3020 m) ausgehend umgreift die Gemeindegrenze das oberste Val da Stugl und folgt dann dem an der Nordseite steil abfallenden Kamm über Maschengrat, Büelenhorn (2808 m) und Stulsergrat zur vorspringenden Muchetta (2623 m).

Neben dem Hauptort gehören zur Gemeinde die am rechten Talhang gelegenen Dörfer Latsch (1588 m) und Stugl (Stuls) (1551 m), das erst seit dem Bahnbau um 1900 ganzjährig bewohnte Preda (1789 m) am Nordportal des Albulatunnels, die Maiensässe Chants, Punts d’ Alp, Tours d’ Avant im Val Tuors, Runsolas im Val da Stugl, Sagliaz am Piz Darlux und Naz im oberen Albulatal sowie eine Reihe von Alpsiedlungen. Ebenfalls auf dem Gemeindegebiet, in direkter Nachbarschaft zur Albulaquelle, liegen auf 2026 Meter über dem Meer die Gebäude von Crap Alv (deutsch: Weissenstein), früher Herberge für die Säumer am Albulapass und bis 1903, als die Albulabahn den Betrieb aufgenommen hat, Station für den Wechsel der Postkutschen-Pferde. Seit den 1960er Jahren gehört die Alp Weissenstein zur ETH Zürich. Hier unterhält die Universität eine alpine Forschungsstation, vor allem für Nutztiere wie Kühe, Schafe, Ziegen und Pferde. Für die Beweidung der Tiere stehen den Forschern eigene Weiden und Alpen wie z. B. die Alp Zavretta und moderne Stallgebäude zur Verfügung.

Im Jahr 1997 wurden 21,4 % der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt, der Wald nahm 20,4 % ein, die Siedlungen 0,8 %. Als unproduktiv galten 57,5 %.

Nachbargemeinden sind Filisur, Davos, S-chanf, Zuoz (Exklave), La Punt-Chamues-ch, Samedan, Bever (Exklave) und Tinizong-Rona.

Tourismus

Pläne vom mondänen Kurort Bergün zerschlugen sich rasch. Heute präsentiert sich das Dorf als ruhiger Ort für Familienferien.

Im Sommer bieten sich gute Wandermöglichkeiten und Mountainbike-Touren in die umliegenden Täler. Besondere Anziehungspunkte bilden der Bahnhistorische Lehrpfad Preda – Bergün, das Bahnmuseum Albula und das Freiluftschwimmbad. Im Jahr 2013 wurde der Bahnhistorische Lehrpfad zum Bahnerlebnisweg Albula ausgebaut und verlängert. Er führt seitdem von Preda über Bergün bis zum Landwasserviadukt bei Filisur. Bergün ist auch Ausgangspunkt für klassische Bergtouren, beispielsweise zur Keschhütte, auf den Piz Kesch, zur Ela-Hütte, den Piz Ela und andere der umliegenden Dreitausender. Im Sommer ist die in 2009 erneuerte Doppelsesselbahn Darlux in Betrieb, die zum auf knapp 2000 Meter hoch gelegenen Bergrestaurant La Diala führt.
Richtung Preda

Im Winter wird vor allem die längste Naturschlittelbahn Europas, die auf einer Strecke von über 6 km auf der (im Winter für Motorfahrzeuge gesperrten) Albulapassstrasse von Preda nach Bergün führt, genützt. Die Rodler können im Bahnhof Bergün einen Schlitten mieten und sich von der Rhätischen Bahn nach Preda hinauffahren lassen. Nachts ist die Strecke mit Flutlicht ausgeleuchtet. Eine weitere Schlittelbahn (rund 4 km lang) führt von der Alp Darlux in das 576 m tiefer gelegene Bergün. Sie gilt als das Lauberhorn der Schlittelbahnen und ist steiler und enger als die Klassikerbahn. Für Skifahrer gibt es das Skigebiet Darlux mit 25 km Pisten bis auf 2552 m, zwei Sesselbahnen, einem Skilift sowie zahlreichen Pisten, die auch Snowboardern zur Verfügung stehen. Daneben gibt es 2 Skilifte im Dorf bei Tect/Zinols für Anfänger und Familien.[3] Im Januar findet ein Winter-Weekend für wetterfeste Bike-Freaks statt. Dann wird die Schlittelbahn für ein internationales Mountainbike-X-Treme-Down-Hill-Rennen kurzzeitig gesperrt.

Im Dorf gibt es mehrere traditionelle und ein modernes Hotel. Auch das 1949 durch Brand beschädigte und lange Zeit ungenutzte Kurhaus Bergün ist wieder geöffnet.

Bergün hat einen modernen Bezug zur von Johanna Spyri geschaffenen bekannten Romanfigur Heidi: Die Maiensässsiedlung Falein und das Terrassendorf Latsch waren 1952 und 1954 die Drehorte des ersten Schweizer Heidifilms. Heute führt der Heidiweg von Stuls auf dem Alpweg nach Runsolas, anschliessend über den Höhenweg zur Hütte in Falein, in welcher der Heidifilm spielte und von dort über Pnez zurück nach Stuls. Schautafeln entlang der Route informierten über den Film. Eine Ausstellung über den Heidifilm und die Dreharbeiten ist im Heimatmuseum Bergün zu sehen. Auch in der Heidi-Verfilmung von 2015 (u. a. mit Bruno Ganz) ist Latsch zu sehen; ebenso der Bahnhof von Stugl/Stuls.

Bergün ist Durchgangsort des Gebirgslaufs Swiss Irontrail.

Lizenzangaben Bildherkunft

Bergün im Schweizer Fernsehen

In den Jahren 1993/1994 war Bergün der Hauptdreh- und Handlungsort der 26-teiligen Schweizer Fernsehserie Die Direktorin, mit Sabina Schneebeli in der Hauptrolle. In der 1994/1995 ausgestrahlten Serie über die Leiterin des Tourismusbüros einer Berggemeinde (mit Intrigen, Kampf gegen mafiöse Strukturen u.a.) hiess das Dorf Madruns. Trotz der vielbeachteten Ausstrahlung in der Schweiz (die Ausstrahlung im ZDF wurde verzögert und stiess 1998 nur auf bescheidene Resonanz) brachte die Serie dem Dorf keinen weiteren touristischen Aufschwung. 2008 wurde die Serie im Sommerprogramm auf SF 1 wiederholt.